Wie wir wissen, beeinflussen die Billionen Mikroben in unserem Mikrobiom die Gesundheit unserer Haut und unseres Verdauungssystems sowie viele andere körperliche Prozesse. Weniger bekannt ist jedoch, dass ihr Zustand sich auch auf unsere psychische Gesundheit auswirkt. Wir haben alle schon am eigenen Leib erfahren, wie sich unser körperlicher und geistiger Zustand gegenseitig beeinflussen: Wir fühlen uns schlecht, weil wir Schmerzen haben oder bekommen Magenkrämpfe, weil wir Sorgen und Stress haben oder aufgeregt sind. Der Begriff "hangry" beschreibt sogar, dass man wütend wird, weil man lange nichts gegessen hat.
Symptome wie Gehirnnebel und Kopfschmerzen, sowie kognitive oder Gedächtnisprobleme werden ebenfalls mit einem gestörten Darmmikrobiom in Verbindung gebracht. Gleiches gilt für psychische Erkrankungen wie Angstzustände oder Depressionen. Letztere treten vor allem in den dunkleren Wintermonaten auf und werden daher auch als Winterdepression bezeichnet [1]. Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2017 [2] zeigte, dass Patienten mit Reizdarmsyndrom häufiger an Depressionen und Angstzuständen leiden als gesunde Menschen.
(Diesen Artikel habe ich für MyMicrobiome.info geschrieben und veröffentliche ihn hier mit freundlicher Genehmigung von MyMicrobiome.)
Schauen wir uns die verschiedenen Faktoren an, die in der Beziehung zwischen dem Mikrobiom und unserem psychischen Wohlbefinden eine Rolle spielen: Die Verbindung zwischen dem Gehirn und dem Darm (unserem "zweiten Gehirn") wird „Darm-Hirn-Achse" genannt. Sie besteht aus dem Nervensystem, Neurotransmittern und unseren Darmmikroben.
Das darmeigene Nervensystem heißt enterisches Nervensystem und besteht aus 100 Millionen Neuronen. Der Vagusnerv ist der größte Nerv des parasympathischen Nervensystems und agiert wie eine Schnellstraße zwischen Gehirn und Darm. Er ermöglicht ihnen, miteinander zu „sprechen“ und leitet dem Gehirn Informationen darüber weiter, was im Darm vor sich geht – und andersherum. Es ist wichtig zu betonen, dass weit mehr Informationen vom Darm zum Gehirn gesendet werden als umgekehrt! Das bedeutet, dass nicht unser Gehirn den Ton angibt, sondern die winzigen Freunde in unserem Darm.
Darüber hinaus produzieren die Mikroben Nährstoffe wie Vitamine und kurzkettige Fettsäuren, die für ein gesundes Gehirn und einen gesunden Geisteszustand notwendig sind. Eine mikrobielle Dysbiose kann zudem zu chronischen Entzündungen führen, die neben Krankheiten wie rheumatoider Arthritis, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs auch mit Alzheimer in Verbindung gebracht werden. [3] 95 % des Serotonins [4] und 50 % des Dopamins [5] in unserem Körper werden im Darm gebildet. Diese Neurotransmitter spielen eine entscheidende Rolle bei kognitiven Prozessen sowie der Regulierung unserer Stimmung.
Dieses Wissen gibt uns viele neue Möglichkeiten, uns um unsere mentale Gesundheit zu kümmern: Lifestyle Veränderungen wie eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung unterstützen unsere Mikroben und können dadurch auch unser geistiges Wohlbefinden verbessern.
Alles in allem: Glückliches Mikrobiom, glücklicher Geist.
Sources / References:
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